Freitag, 7. März 2014











Der Rahmen

Ja, war neulich der Kleine Weltschmerz mal wieder zu Besuch – beim Onkel Kurz. Kommt der ja in letzter Zeit seltener vorbei. Und ist auch nicht mehr so groß wie früher. Aber ab und zu schaut er halt mal rein. Und das ist gut so, sagt der Onkel Kurz. Wegen dem Wach-Bleiben. Dem Nicht-Einschlafen-beim-Bemühen.

Ja und dann nimmt sich der Onkel Kurz ein Glas roten Traubensaft. Macht es zwar nicht besser. Aber der Onkel Kurz meint, er trägt ihn dann besser, den kleinen Weltschmerz.


Und der Kevin düst erst einmal in die Küche, heiße Schokolade machen und Grießbrei. Weil der kleine Weltschmerz immer so elend aussieht. Als hätte der seit Wochen nichts mehr zu essen bekommen. Ja und dann lächelt der und sagt: „Ach Kevin, du weißt doch, mich dürstet nach ganz anderem.“ Nimmt aber trotzdem ´nen Schluck heiße Schokolade und setzt sich dann zum Onkel Kurz. Ja und dann plaudern die miteinander. So über das große Weltgeschehen. Und der Kevin hört zu.


Ist der Kevin ja Optimist – sagt die Tschackeline immer. Ja und als grenzenloser Optimist hat der Kevin dann so einen Rahmen gebastelt. In bunt. Für den Onkel Kurz. Und den in den Flur gelegt. Wo du ihn immer siehst. Ja und in den Rahmen hat der Kevin dann erst einmal eine große selbstgemalte Taube gelegt. Für den Onkel Kurz und den kleinen Weltschmerz. Und nachdem er dem Onkel Kurz alles erklärt hat, hat der noch „Gerechtigkeit für Alle“ und „Grießbrei für Alle“ reingelegt. In den Rahmen.


Ja und jetzt kümmern sich der Kevin und der Onkel Kurz eben um das, was im Rahmen liegt: Um den Weltfrieden, um Weltgerechtigkeit und was uns noch so einfällt.


Ja, sagen die Leute ja so: „Mach ich dann alles, was im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt.“ Nur meinen die, dass da nicht viel drin liegt.


Ist der Kevin ja ganz anders gestrickt. Beim Kevin liegt da ganz viel im Rahmen.


Wenn du die Tante Bäckerei-Fach-Verkäuferin morgens anlächelst, zum Beispiel, und nett mit ihr plauderst. Hast du dich schon um den Weltfrieden gekümmert. Halt im Rahmen deiner Möglichkeiten. Und so gibt es ganz viel, was du tun kannst. Dein Pausenbrötchen teilen, nicht immer das billige kaufen und dem Gier dienen. Die Leute freundlich anlächeln, im Städtchen, auch die, die da am Wegesrand sitzen. Zuhören und nicht gleich zurückschubsen, wenn einer mal schlecht gelaunt ist. Auch mal für die Tante Sorgenvoll von nebenan einkaufen gehen, wenn die krank ist. Klar, und auch auf die Straße gehen, demonstrieren. Den Schönen & Mächtigen halt mächtig auf die Nerven gehen.


Hat sich der Kevin schon immer gefragt, wie du auf so schmalen Nerven rumgehen kannst. Ist aber ´ne andere Geschichte.


Auf jeden Fall, kannst du ganz viel tun. Eigentlich den ganzen Tag lang. Hat der Kevin erst neulich den Rahmen erweitert, dass Platz für mehr ist. Geht ganz einfach. Legst du noch einen daneben. Schwubs ist der Rahmen deiner Möglichkeiten erweitert.


Ja und seitdem der Rahmen da liegt, wenn der kleine Weltschmerz vorbeikommt, steht der erst einmal vor dem Rahmen der Möglichkeiten, Tasse heiße Schokolade in der Hand, Lächeln auf den Lippen und dann geht er oft schon, ohne mit dem Onkel Kurz zu plaudern.


Denkt sich der Kevin: Wenn in allen Wohnungen so ein Rahmen liegen würde. Und die Leute ganz viel da reinlegen und sich dann darum kümmern, was in ihrem Rahmen liegt. Ja, dann könnte sich der kleine Weltschmerz irgendwann zur Ruhe setzen. Und die Tante Ruhe würde ihn dann in den Arm nehmen. Und irgendwann wär er gar nicht mehr nötig, der kleine oder große Weltschmerz.


Also, in dem Sinne, wünscht euch der Kevin viel Spaß beim Rahmenbasteln. Und immer schön erweitern, wenn er voll ist.

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